Die vorliegenden Empfehlungen sind ein Ergebnis der bisherigen Arbeiten des Interdisziplinären Arbeitskreises Bewegungstherapie in der Psychiatrie. In der Akutversorgung und Rehabilitation in Deutschland werden Bewegung (und Sport) größtenteils funktionell begründet. Funktionelle Wirkungen spielen zwar in der therapeutischen Anwendung bei psychischen und psychosozial bedingten Erkrankungen eine Rolle, aber für diesen Adressatenkreis sind andere Wirkmechanismen im Sinne eines erweiterten Bewegungsbegriffs ebenfalls von großer Bedeutung. Hierzu gehören neben den funktionellen auch ‚sensible‘, soziale und symbolische Aspekte von Bewegungshandlungen, beispielhaft thematisiert an folgenden Frage –und Problemstellungen:
Die therapeutische Anwendung dieses erweiterten Bewegungsbegriffs setzt bei den Therapeutinnen und Therapeuten über das Funktionelle hinausgehende Kompetenzen voraus. In vielen Fällen verfügen die in diesem Bereich tätigen Fachpersonen über Zusatzqualifikationen in Verfahren wie der Konzentrativen , Kommunikativen oder Integrativen Bewegungstherapie ,der Tanztherapie oder in achtsamkeits-,entspannungs– oder erlebnisorientierten Vorgehensweisen.
Die Akzeptanz von Empfehlungen und ihre Berücksichtigung in den Leitlinien
der klinischen Fachgesellschaften und der Versicherungsträger werden in den
letzten Jahren zunehmend mit der Frage der Evidenzbasierung verbunden. Hierunter
wird in den meisten Fällen der Nachweis einer externen Evidenz auf der Basis von
RCT’s verstanden. Dieser Nachweis ist für die funktionelle Seite der
Bewegungstherapie in vielfacher Weise belegt: planvolle und ausreichend dosierte
Bewegung hat positive Auswirkungen auf fast alle Bereiche des menschlichen
Organismus. In Bezug auf störungsspezifische Auswirkungen der Bewegungstherapie
im Sinne eines erweiterten Bewegungsbegriffs sind die Nachweise einer externen
Evidenz weniger eindeutig. Es ist darum sinnvoll hier zusätzlich-wie es in dem
Ursprungskonzept der Evidence based Medicine auch war-neben der externen
Evidenz, die interne Evidenz und die Patientenbewertung (PrOs-Patient related
Outcomes ) als Kriterium für die Wirksamkeit heranzuziehen.
Den hier
vorliegenden Empfehlungen liegt insgesamt eine Evidenzorientierung zugrunde, die
so weit wie möglich durch aktuelle Reviews, Metanalysen und Patientenerhebungen
belegt wird.
Da national und international in den letzten Jahren mehrere
Sammelwerke zur Bewegungs-bzw. ‘Exercise‘- Therapie (y) bei psychischen
Erkrankungen erschienen sind, wird in den Empfehlungen nur ausnahmsweise auf
einzelne Untersuchungen verwiesen.
Die vorliegenden Materialien wurden von
Mitgliedern des Arbeitskreises zur Verfügung gestellt und können zu Ihrer
Information und Verwendung eingesehen werden. Damit lässt sich z.B. in Ihrer
Klinik leicht ein Konzept Bewegungstherapie ausarbeiten oder die Struktur der
eigenen Arbeit überdenken.
Anregungen zur Erweiterung oder Überarbeitung sind
willkommen. Gerne können auf Ihre Anregung hin weitere Punkte eingefügt werden,
wie Ansprechpartner oder Netzwerkbildung für einzelne
Schwerpunkte.
Ulrich Dautel
Leitung der Bewegungstherapie in der Region
Alb-Neckar des ZfP Südwürttembergs
Telefon | 07 373 10 - 33 52 |
ulrich.dautel@zfp-zentrum.de |
Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg
Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
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